Statement der Ultraszene zu den Hausverboten

Mahlzeit Rot-Weisse,

leider müssen wir zu den Entwicklungen der letzten Tage Stellung beziehen. Zwar haben wir uns nach intensiven Gesprächen innerhalb der Ultraszene dazu entschieden, die Mannschaft (welche nicht für die Ereignisse der letzten Tage bestraft werden soll) weiterhin wie gewohnt zu unterstützen, dennoch können wir die jüngsten Vorfälle nicht unkommentiert lassen. Wie ihr sicherlich aus dem fadenscheinigen Statement des Vereins entnehmen konntet, hat Rot-Weiss Essen 76 Hausverbote gegen Fans ausgesprochen. Hierbei handelt es sich wohlgemerkt nicht um bundesweite Stadionverbote, für welche die Hürden höher liegen würden.

In der Stellungnahme des Vereins, welche am Sonntag veröffentlicht wurde, werden verschiedene Gründe miteinander vermischt. So werden sowohl die Vorfälle in Gelsenkirchen vergangene Saison, aber auch die Ereignisse nach den Spielen in Bayreuth und Wiesbaden vor Kurzem als Grund angeführt. Die Vorkommnisse der beiden letztgenannten Spiele wurden szeneintern unabhängig von den Hausverboten längst aufgearbeitet. In den Hausverbots-Schreiben wiederum wird lediglich die Anreise nach Gelsenkirchen im Februar diesen Jahres als Grund genannt. An dem besagten Tag kam es zu keinerlei Straftaten und es sind auch keine Ermittlungsverfahren anhängig. Aufgrund einer unliebsamen Anreise erfolgte lediglich eine erkennungsdienstliche Behandlung. Wir empfinden es als empörend, dass eine vermeintlich falsche Anreise zu einem Auswärtsspiel als Grund für ein Hausverbot an der Hafenstraße reicht.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass bereits seit mehreren Monaten keine Kommunikation zwischen Verein und aktiver Fanszene mehr stattgefunden hat und die Briefe komplett ohne Vorankündigung in den Briefkästen landeten. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass der Verein bereits seit dem Frühjahr einen hauptamtlichen Fanbeauftragten beschäftigt, hätten wir hier eine offene und ehrliche Kommunikation erwartet. Wir haben in der Vergangenheit dem Verein oft genug deutlich gemacht, dass wir uns einen regelmäßigen persönlichen Austausch wünschen. Dieses Anliegen wurde jedoch von Vereinsseite aus nicht regelmäßig erfüllt.

Wir müssen außerdem festhalten, dass in der Mitteilung des Vereins an manchen Stellen schlichtweg gelogen bzw. sich selbst widersprochen wird. So heißt es etwa, dass mit den Hausverboten gezielt Leute sanktioniert wurden, welche in der jüngeren Vergangenheit mehrfach und eindeutig zuordenbar an strafrechtlich relevanten Vorfällen aktiv beteiligt gewesen seien. Ein paar Sätze davor wird aber noch explizit erwähnt, dass die polizeilichen Ermittlungen in allen Fällen noch andauern. Ein absoluter Widerspruch in sich, mit welchem der Verein Vorverurteilungen vornimmt. Davon abgesehen entspricht die Behauptung auch nicht der Wahrheit, dass die Hausverbote nur Leute ereilten, die an mehreren Vorfällen beteiligt waren. So waren unter den von den Hausverboten Betroffenen auch mehrere Personen, von welchen in Gelsenkirchen erstmalig die Personalien aufgenommen wurden. Außerdem ist für uns nicht nachvollziehbar, weshalb von unseren Freunden aus Dortmund und Köln ausnahmslos alle ein Hausverbot erhielten, bei unseren Gruppen jedoch einzelne Personen rausgepickt wurden. Mit dem Statement wird die Öffentlichkeit also bewusst getäuscht und belogen, um die Hausverbote in ein falsches Licht zu rücken und die breite Masse gegen die bestraften Personen noch zusätzlich aufzuhetzen. Unter dem Strich ist der Text des Vereins in Verbindung mit der großen Anzahl an Hausverboten ein absoluter Schlag ins Gesicht der aktiven Fanszene. Wir fordern, dass die Kommunikation zwischen Verein und Ultraszene wieder aufgenommen wird und die Hausverbote gegen alle Personen ohne rechtskräftige Verurteilung schnellstmöglich aufgehoben werden!

Ausgesperrte immer bei uns!

Ultraszene Essen im Oktober 2022